Ich erlebe hautnah mit, wie unser kleiner Gletscher jedes Jahr an Substanz verliert und damit die Wasserversorgung der Hütte nach dem Ende der Schneeschmelze in Frage gestellt wird.
Ein Leben auf 2500 m über Meer von Juni bis Oktober - für viele Wanderer und Bergliebhaber der Traum schlechthin, für mich seit einigen Jahren Sommer-Alltag auf der Lischanahütte mitten im Karst der Unterengadiner Dolomiten. Ich erlebe hautnah mit, wie unser kleiner Gletscher jedes Jahr an Substanz verliert und damit die Wasserversorgung der Hütte nach dem Ende der Schneeschmelze in Frage gestellt wird. Die Klimaerwärmung macht sich aber auch durch starke Winde, vermehrtes Verdunsten des Schnees und damit weniger Schmelzwasser, Ansteigen der Baumgrenze, Steinschlag und Rüfenabgänge bemerkbar. Das Leben auf der Hütte ist einfach und reduziert, warum also kann ich nicht auch im Tal mit weniger auskommen? - weniger Energie, weniger Auto und Flugzeug, weniger Vielfalt beim Einkaufen, weniger Konsum? Wenn wir nicht auf die Bremse treten und uns bewusst machen, wieviel Ressourcen wir verbrauchen, wird es ein Leben, so wie wir es kennen, bald nicht mehr geben - Wasser in Trinkwasserqualität im Überfluss, bewässerte Felder, Obstwiesen und Weinberge, schiffbare Flüsse - denn die Kreise, die das Verschwinden der Gletscher zieht, sind gross, und jeder von uns trägt seinen Teil dazu bei.